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Berliner Stadtentwicklung | Im Rahmen des dba Magazins – Ausgabe Metropolregion Berlin thematisiert Prof. Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung in Berlin, in einem Grußwort die aktuelle bauliche Lage.

Portrait: Prof. Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung in Berlin
Prof. Petra Kahlfeldt, Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung. © Stefan Gabsch

Berlin ist gelebte Geschichte und steht für Freiheit und Vielfalt. Das wird auch im Stadtbild deutlich. Es ist dieses reiche baukulturelle Erbe, das die Hauptstadt für Architektur- und Baubegeisterte zu einem internationalen Anlaufpunkt macht. Sie können in Berlin an vielen Orten die Straße überqueren und sich in einer anderen Zeit wiederfinden.

Denn welche Stadt musste als Brennpunkt der Geschichte immer wieder fundamentale politische Veränderungen verarbeiten? Sei es Berlin als Hauptstadt des Deutschen Reiches in der Gründerzeit, als prosperierende Stadt zu Beginn der Weimarer Republik, als krisengeplagte Stadt nach der Weltwirtschaftskrise und dem Ersten Weltkrieg. Der Wiederaufbau des geteilten Berlins nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als über 600.000 Wohnungen in Schutt und Asche lagen, war eine große Kraftanstrengung.

Dem folgte die Teilung Berlins mit Beginn der Blockade (1948/49), Berlin wurde zur Stadt des Kalten Krieges. Die Teilung Deutschlands wurde 1961 mit dem Bau der Mauer endgültig vollzogen und es dauerte bis zum 9. November 1989. „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“ – Willi Brandts Worte sind wegweisend für die deutsche Einheit und für die Rolle Deutschlands in Europa. Die vormals geteilte Stadt wuchs wieder zusammen. Einen großen Beitrag leisteten die vielen städtebaulichen Projekte in der Mitte der Stadt. Auch heute wird weiter für das Zusammenwachsen der Stadt gebaut.

Nach einer Phase der Stagnation in den 2000er Jahren wächst die Metropole Berlin seit über 10 Jahren kontinuierlich. Deshalb brauchen wir mehr – vor allem bezahlbaren – Wohnraum. Dieser entsteht in Baulücken, auf Brachen oder am Stadtrand. Der Maßstab reicht von einzelnen Gebäuden bis zu neuen Stadtquartieren. Dabei sind soziale Infrastruktur und eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wichtig. Das Wachstum betrifft alle Teile der Stadt, von den Rändern bis hinein in die historische Mitte Berlins. Beispielsweise entsteht am Molkenmarkt ein neues Stadtquartier mit einer lebendigen Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Kultur. Hierfür beschloss der Senat von Berlin mit dem Rahmenplan wichtige planerische Grundlagen.

Im Jahr 2025 starten große Bauprojekte mit tausenden neuen Wohnungen, wie das klimaneutrale Wohn- und Gewerbequartier am ehemaligen Güterbahnhof Köpenick oder das neue Stadtquartier in Lichterfelde-Süd. Wir benötigen, um den Wohnungsmangel nachhaltig zu bekämpfen, vor allem Neubau. Daneben muss weiterhin auch der bauliche Bestand genutzt werden. Wir brauchen für Berlin eine neue Baukultur – eine Umbaukultur – mit einem klaren Fokus auf die Weiterentwicklung des baulichen Bestands. Dabei muss die bestehende Substanz berücksichtigt und mit Blick auf den Klimaschutz nachhaltig in die Zukunft transformiert werden.

Nachverdichtung und Aufstockung können die richtigen Instrumente sein, wobei das jeweilige Stadtquartier mit dem ortsspezifischen Charakter im Blick behalten werden muss. Denn Berlin ist die Stadt der vielen Ortsteile: Die typischen Kieze, ganz nach dem Motto „Überall ist mittenmang“, bilden in ihrer Vielfalt starke Identifikationspunkte. Die Kieze sind das wahre Zuhause für die Berlinerinnen und Berliner. Bei der behutsamen Weiterentwicklung dieser Kieze müssen die Menschen mitgenommen und die soziale Mischung erhöht werden. Dabei hilft ein gesamtstädtischer Blick auf Berlin, der die vielen Kieze mitdenkt.

Prof. Petra Kahlfeldt
Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung