Die historischen „Victoriahöfe“ in Berlin wurden in den Jahren 1893-1913 als Zentrale der Victoria Versicherungsgesellschaft erbaut. Nach starker Beschädigung durch einen Luftangriff 1945 stand der Gebäudekomplex überwiegend leer. Das monumentale Ensemble wird durch eine moderne Büronutzung revitalisiert. Die drei noch existierenden der ursprünglichen 12 Höfe wurden als zentrale Elemente wiederbelebt. Ein zeitgenössischer Neubau als Kubus ergänzt die bestehende Architektur und schließt die ehemalige Baulücke des mittleren der bestehenden Höfe. Die 130 m lange Straßenfassade wie auch die Hoffassaden wurden denkmalpflegerisch behutsam instandgesetzt.
Die Restaurierung der Victoriahöfe erfolgt in enger Kooperation mit dem Berliner Landesdenkmalamt. Die erhaltenen Originale, die prachtvollen Natursteinfassaden mit ihren Zierelementen, die aufwendig gearbeiteten Metalltore als auch wertvolle Mosaike, werden detailgetreu aufgearbeitet. Einige der sichtbaren Kriegsschäden werden als Schicht historischer Signifikanz belassen. Die Wiederbelebung der Giebelformen im sieben Meter hohen Dachgeschoss in zeitgenössischem Stil, sowie die energetische Sanierung der Fenster, rundet den behutsamen Umbau ab. Der Neubau hebt sich bewusst ab und geht zugleich durch die Farbwahl einen Dialog mit den Bestandsmaterialien ein.
Die zwei oberen Geschosse wurden komplett abgetragen. Stahlstützen sowie Mauerwerkspfeiler, auf welchen die neue Decke und das Betondach auflagern, wurden in Abhängigkeit von Geometrie und Lasten verstärkt. Ein neues Hochdruckinjektionsfundament stabilisiert den Baugrund und bereitet ihn für das zusätzliche Gewicht. Im Inneren entkernt und bis auf die tragenden Mauerwerkswände zurückgebaut, entsteht ein minimalistischer, industrieller Stil, der die Bausubstanz respektiert und gleichzeitig die heutigen Anforderungen eines nachhaltigen und modernen Bürobaus erfüllt.
Die neuen Räume greifen die ursprüngliche Großraumstruktur auf und schaffen damit flexible Nutzungsmöglichkeiten. Mit der Revitalisierung der Victoriahöfe entstand das multifunktionale Gebäude „Victoria zu Berlin“ mit breiter Nutzungsstruktur, das sowohl klassische Arbeitsplätze als auch offene Kommunikationslounges bietet. Im Erdgeschoss finden öffentliche Nutzungen wie ein Café und eine Galerie Platz. Durch die Entfernung der darüberliegenden Decke und die dadurch entstandene doppelte Geschosshöhe wird das Erdgeschoss zu einem inklusiven, für die Umgebung zugänglichen Raum und dem neuen Herz des Gebäudes. Die historische Substanz wird bewahrt und gleichzeitig eine zukunftsweisende Nutzung ermöglicht. Die alte Pracht erstrahlt in neuem Glanz als bedeutendes Zeugnis der Baugeschichte Berlins.
Dieses Projekt teilen:Baustart:
2018
Fertigstellung:
2024
Nutzungsart:
überwiegend Büro, Gewerbe (im Erdgeschoss)
Fläche:
ca. 26.000 m² BGF
Zertifizierungen:
LEED gold angestrebt
Leistungsphasen:
Architektur 1-9
Cresco Capital Victoriahöfe S.à r.l.
GBP Architekten GmbH