Engagierte Bürgerinnen und Bürger, Menschen mit Erfindergeist und Vordenker haben Ulm zu dem gemacht, was es heute ist: Eine attraktive Großstadt an der Donau, wirtschaftsstark und international, geprägt durch kulturelle Vielfalt und hohe Lebensqualität und profitierend von einer der niedrigsten Arbeitslosenquoten in Baden-Württemberg. Ulms günstige Position im internationalen Schienenverkehr wird sich durch die Neubaustrecke nach Stuttgart noch verbessern. Künftig wird man in einer halben Stunde bequem die Landeshauptstadt erreichen. Dadurch wird Ulm als Arbeits- und Wohnort weiter an Attraktivität gewinnen.
Ulm ist groß genug, um immer wieder Neues entstehen zu lassen und charmant genug, um sich schnell willkommen zu fühlen. Mal gibt sich die Donaustadt romantisch wie im historischen Fischerviertel, mal kantig wie in der modernen Neuen Mitte. Das Herz der Stadt ist aber ohne Frage das beeindruckende Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Der Turm ist ein Sinnbild für Weitblick – eine Fähigkeit, die die Stadtgemeinschaft sich bewahren will.
Ein Beispiel für Weitblick ist die Wissenschaftsstadt. Ihr Erfolg begann vor rund 50 Jahren mit der Gründung der Universität. Um sie herum wurden gezielt Unternehmen und Forschungsinstitute angesiedelt. Inzwischen sind auf dem Gelände internationale Konzerne und hochspezialisierte Start-Ups tätig. Sie profitieren von der raschen Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die unternehmerische Praxis und bieten dabei tausende Arbeitsplätze an. Um die Wissenschaftsstadt voranzubringen, entstand die Projektentwicklungsgesellschaft Ulm mbH (PEG), die die Interessen der Stadt vertritt und dabei eigenständig agiert. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft verfügt über ein eigenes Budget und fungiert als kreativer Ideengeber, agiler Problemlöser sowie unabhängiges Korrektiv innerhalb der Stadt.
Die Kernkompetenz liegt in Gewerbeimmobilien, insbesondere im Kontext der Wissenschaftsstadt, und die PEG nimmt sich schon seit 25 Jahren den Themen Flächenrecycling und städtebauliche Transformation an. Das Stadtregal in der Weststadt ist dabei zu einem der repräsentativsten Projekte geworden. Der 1960 erbaute, 235 m lange Bau war vormals eine Fabrik für Feuerwehrausstattungen der Iveco Magirus AG. Die PEG entwickelte auf 37.500 m2 ein intelligentes Loft-Konzept auf vier Geschossen. Nach der Entkernung des Stahlbetonskeletts wurden mittels durchgängiger Lichtschneisen fünf Häuser ablesbar gemacht. Im Mittelpunkt der Planung stand eine ausgewogene Nutzungsmischung aus Wohnen, Dienstleistung, Bildung, Kultur und Freizeit, die bis heute Qualitäten eines lebendigen städtischen Quartiers entwickelt hat.
Großstadt und bezahlbarer Wohnraum – zwei Aspekte, die angesichts scheinbar unaufhörlich steigender Preise auf dem Immobilienmarkt fast wie ein Paradoxon erscheinen. Dass beides auch zusammen funktionieren kann, zeigt die Stadt Ulm. Dank ihrer historisch verankerten Bo-denpolitik steht der Stadt ein bedeutendes Instrument zur aktiven Steuerung der Stadtentwicklung zur Verfügung, das sie sich aktiv zunutze macht. Rund 40 % der Flächen im gesamten Ulmer Stadtgebiet befinden sich in städtischer Hand und werden seit 1890 weiter gezielt angekauft und entwickelt. Das Ergebnis sind aktuelle Baugebiete wie das Dichterviertel, Wohnen am Weinberg, Safranberg und viele weitere.
Ergänzt wird die bewährte Bodenpolitik seit einigen Jahren durch die „Ulmer Vergabe“, ein Konzeptvergabeverfahren auf der Grundlage feststehender Kaufpreise, bei der die Stadt die Grundstücke anhand der geplanten Nutzungen vergibt. Beispielsweise realisiert ein Projektentwickler am Weinberg auf einer 4.565 m2 großen Grundstücksfläche etwa 109 Wohneinheiten, die sich auf sechs Mehrgeschossbauten in nachhaltiger Holzbauweise verteilen. Ein Mix aus großen Familien-, Zwei- bis Dreizimmer- und Clusterwohnungen, davon 30 % gefördert und für die Dauer von 25 Jahren mietpreisreduziert. Ziel ist es, eine hohe soziale, interkulturelle und altersstrukturelle Durchmischung zu generieren und eine lebendige Nachbarschaft zu entwickeln. Dazu werden 250 qm Gemeinschaftsflächen entstehen und eine Quartiersmoderation aufgebaut. Um Mehrgenerationenwohnen und Inklusivität im Quartier zu unterstützen, arbeiten die Entwickler von Beginn an eng mit sozialen Trägern zusammen. Das architektonische und gebäudetechnische Konzept wird durch KFW-55 Standard und den Anschluss an das Ulmer Fernwärmenetz abgerundet.
Als größte Anbieterin auf dem regionalen Mietwohnungsmarkt kann das städtische Wohnungsunternehmen „Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft mbH“ (UWS) auf 90 Jahre Erfahrung zurückblicken. Das Kerngeschäft ist die Entwicklung von bezahlbarem Wohnraum, knapp 20 % des Bestands ist sozial gefördert und mietpreisgebunden. Die derzeitige Durchschnittsmiete von 6,37 € pro m2 wirkt im Wohnungsmarkt wie eine Mietpreisbremse. Mit einem Wohnungsbestand von 7.200 Wohnungen kann die UWS zudem eine wichtige Rolle im Ulmer Mietwohnungsmarkt einnehmen. Die UWS kann so Mieterinnen und Mieter versorgen, die es andernfalls auf dem Wohnungsmarkt schwer hätten, angemessene Wohnungen zu finden und ist damit einer der wichtigsten Partner der Stadt bei der Bereitstellung von dauerhaft preisgünstigem Wohnraum.
Ein weiteres Aufgabenfeld ist das klimafreundliche Bauen und Wohnen. Als bestandshaltendes Unternehmen agiert die UWS in längeren Zeiträumen und entwickelt einen nachhaltigen Wohnungsbestand, der auch in 50 oder 100 Jahren noch den vielfältigen Ansprüchen standhalten kann. Dabei setzt die UWS bei Neubauprojekten auf den KFW 55 Standard und baut teilweise in Holzhybridbauweise oder mit recycelten Baustoffen, um Ressourcen zu schonen. Die sozialen und ökologischen Ansprüche müssen immer auch mit guten wirtschaftlichen Ergebnissen realisiert werden, um mit dem erwirtschafteten Eigenkapital Investitionen selbstständig zu stemmen und damit langfristig in die Zukunft zu investieren. Vor dem Hintergrund stark steigender Baukosten, steigender Zinsen, einer nicht kalkulierbaren Förderkulisse und steigender Bau- und Energiestandards ist dieser Anspruch der UWS, wirtschaftlich, klimaschonend und zu bezahlbaren Mieten zu bauen, jedoch immer schwerer zu erfüllen.
Der hohe Anteil an Mietwohnungen in kommunaler Hand und bei genossenschaftlich organisierten Wohnungsunternehmen von insgesamt rund 33 % ermöglichen der Stadt, trotz der Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt, weiterhin bezahlbaren Wohnraum anzubieten. In Verbindung mit sozial und ökologisch nachhaltigen Projekten gelingt es der Stadt Ulm auch weiterhin, als attraktiver Wohnstandort für alle in der Region bestehen zu bleiben.
Gunter Czisch
Oberbürgermeister der Stadt Ulm
Bild: Stadtquartier Am Weinberg, Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft mbH (UWS) in Kooperation mit der ulmer heimstätte eG
Abbildung: STEINHOFF / HAEHNEL ARCHITEKTEN GmbH
Bildrechte: UWS