Stadtentwicklung in Nürnberg

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Marcus König
Oberbürgermeister Stadt Nürnberg
© Stadt Nürnberg

Liebe Leserinnen und Leser,

Architektur bestimmt eindrücklich unser Wohnen. Diese Architektur kann positiv sein, sie kann gerade in Hinblick auf Klimawandel, Klimaanpassung und soziale Fragen aber auch negativ wirken. Umso mehr ist es Herausforderung für mich als Oberbürgermeister einer wachsenden Stadt und vor allem für Sie als Planerinnen und Planer, Wege zu finden, wie ein unvermeidlich nötiges Bauen kanalisiert, ökologisiert und stadtverträglich gestaltet werden kann.

Bauen ist dabei kein Selbstzweck. Die Summe aus demografischen Effekten, Zuwanderung und einem erheblichen Bedarf an Sanierungen im Altbestand erzeugt seit Jahren anhaltenden Druck auf dem Wohnungsmarkt. Die Mieten vieler deutscher Städte steigen nahezu ungebremst, ein Problem, das vor allem Menschen trifft, die um- oder zuziehen. Meist sind diese Menschen jung, in der Familiengründungsphase, und im Beruf noch nicht ganz abgesichert. Zu hohe Kosten für das Wohnen erzeugen dann Druck und oft Unzufriedenheit oder schiere Armut.

Hier muss Politik gegensteuern. Hier kann Bauen und Sanieren viel helfen. Nur zusätzlicher Wohnraum kann zusätzliche Wohnbedürfnisse befriedigen, gerade wenn wir als Städte einen allzu starken Wegzug ins Umland vermeiden wollen – dieser Wegzug ins Umland steht ja dann jeden Morgen wieder im Stau auf dem Weg zur Arbeit in der Stadt.

Gleichzeitig werden aber die Bedenken der alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohner immer lauter. Den Menschen, die schon da sind, bei neuen Projekten neben der unvermeidlichen Veränderung einen Nutzen für das eigene Leben anzubieten, ist eine der Hauptaufgaben guter Planung. Das Neue muss sich nicht nur baurechtlich einfügen, es muss sich auch sozial in das Gefüge der Nachbarschaft so einbringen, dass es zum Gewinn wird.

Über allem steht die nötige Anpassung unserer Städte an den Klimawandel – wir müssen uns mit klimatischen Gegebenheiten wie in Südfrankreich oder Italien anfreunden, leider zusätzlich mit Wetterereignissen wie Starkregen oder Sturm, die wir zunehmend heute schon erleben. Damit muss sich Nachhaltigkeit beim Bauen in mehr zeigen als „nur“ in Plusenergiebauten oder energiearmen Baustoffen. Das natürlich auch. Aber Nachhaltigkeit heißt ebenso, dass dem Thema „Schwammstadt“ Raum gegeben wird, dass Architektur und Städtebau die Stadt der kurzen Wege für Fußgänger ermöglichen, dass im Sommer Schatten jeden Weg begleitet. Und Nachhaltigkeit bedeutet, dass Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Konsum ebenso wie Sport, Kultur, soziale Einrichtungen und Gastronomie in guter verträglicher Mischung für jede und jeden erreichbar sind.

Die Aufgaben sind also gewaltig, und es geht um weit mehr als Neubau – der Umbau unserer Städte hat gerade erst begonnen – gehen wir ihn gemeinsam an!

Marcus König
Oberbürgermeister Stadt Nürnberg