Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) will die Brandenburger Städte fit für die Zukunft machen. Nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Durchgangs wird die Landesinitiative fortgesetzt. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden sieben Modellvorhaben in Angermünde, Bad Belzig, Brandenburg an der Havel, Frankfurt (Oder), Ludwigsfelde, Potsdam und Senftenberg ausgewählt und heute bekannt gegeben.
Minister Guido Beermann: „Bei ‚Meine Stadt der Zukunft‘ geht es um innovative Ideen, die intensive Zusammenarbeit der Stadtgesellschaft und um den Erfahrungsaustausch zwischen den Städten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, die vor Ort leben. Damit haben wir 2020 einen völlig neuen Ansatz entwickelt, um unsere Städte dabei zu unterstützen, sich mit wichtigen Zukunftsthemen wie dem Klimawandel oder der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Ich freue mich, dass wir unsere erfolgreiche Landesinitiative in den nächsten zwei Jahren fortsetzen können. Den Gewinnern des Auswahlwettbewerbs gratuliere ich herzlich. Auf die Städte mit ihren Modellvorhaben warten spannende Aufgaben. Gleichzeitig tragen sie als Beispielgeber eine Verantwortung. Ich bin mir sicher, dass sie dieser gerecht werden und die Kommunen im ganzen Land von ihren Erfahrungen profitieren.“
Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ beschäftigt sich mit bau- und raumrelevanten Zukunftsthemen wie der Bewältigung des Klimawandels (z. B. Klimaschutz und Klimaanpassung, lokale Energie-/Wärmeplanung oder umweltgerechte innerörtliche Mobilität), die digitale Transformation (z. B. Smart Living, Smart Mobility, Smart Energy, Datenplattformen und digitale Planungsportale oder Sensorik) und einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung (z. B. demografischer Wandel, lokale Netzwerke, Beförderung demokratischer Prozesse, gesellschaftlicher Zusammenhalt, soziale Stadtentwicklung oder soziale Infrastrukturen).
Für den zweiten Durchgang von Anfang 2024 bis Ende 2025 konnten sich Städte und städtisch geprägte Gemeinden des Landes Brandenburg bewerben. Die Auswahl von sieben Modellvorhaben aus insgesamt 13 Bewerbungen von 12 Städten wurde von einer unabhängigen Jury mit erfahrenen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen unter dem Vorsitz von Prof. Silke Weidner, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Stadtmanagement, getroffen. Wichtige Kriterien waren dabei die Zukunftsfähigkeit und der Innovationsgehalt der Konzepte, die Qualität des integrierten Ansatzes sowie die Umsetzungsorientierung.
Prof. Silke Weidner: „Auch in diesem zweiten Durchlauf durfte die Jury sehr spannende Projektideen prüfen. In intensiver Diskussion konnten weitere sieben Modellvorhaben ausgewählt werden, die das breite Themenspektrum an großen Herausforderungen aber auch einen möglichen Umgang damit abbilden. So gibt es vielfältige experimentelle Ansätze, die für das kooperative Ausloten des Handelns und die Erprobung notwendiger Bewältigungsstrategien für die große Transformation wichtig sind. Dies anzugehen ermutigt die Jury die ausgewählten Akteure und Akteurinnen ausdrücklich. Denn so können auch andere innerhalb des Begleitprozesses lernen.“
Die Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“ basiert auf zwei Säulen: Zum einen unterstützt das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) die ausgewählten Kommunen beratend und finanziell bei der Durchführung ihrer Modellvorhaben. Zum anderen entfaltet die Landesinitiative ihre Wirksamkeit über die Modellstädte hinaus. Mit einem kontinuierlichen Austausch zwischen den Städten wird Expertenwissen besser in der Breite und für alle zugänglich gemacht.
Ausgewählte Modellvorhaben der Landesinitiative „Meine Stadt der Zukunft“
Angermünde: Meine Stadt – Mein Quartier – Unsere Zukunft. Das urbane Gartenquartier in Angermünde
Die Stadt Angermünde möchte auf einem ehemals vorwiegend gewerblich / industriell genutzten und stark versiegelten Gebiet in der Nähe des Mündesees östlich der Altstadt einen neuen Stadtteil entwickeln. Das „Urbane Gartenquartier“ soll ein klimapositives Wohnquartier mit einem modernen und nachhaltigen Schulneubau als Quartiersmitte, gedacht als gemeinschaftlicher Lernort und offenes Zentrum von und für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt, werden. Mit einer Vielzahl von partizipativen Formaten wird der „GartenCampus“ als lokales Netzwerk entwickelt und dabei Ideen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger sowie zukünftigen Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt mit der Expertise von Fachleuten in Einklang gebracht.
Bad Belzig: Klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung der historischen Altstadt Bad Belzig durch eine „Bürger-Energie-Genossenschaft“
Zum zweiten Mal mit einem Modellvorhaben bei „Meine Stadt der Zukunft“ dabei ist Bad Belzig. Im Rahmen des neuen Vorhabens soll ein Umsetzungs- und Handlungskonzept für eine klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung für die historische Altstadt Bad Belzig erstellt werden. Dabei möchte die Stadt mit Aufgabenträgern der Strom- und Wärmeversorgung, Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter untersuchen, ob eine technisch und wirtschaftlich tragfähige, gemeinschaftlich-gemeinwohlorientierte und klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung umsetzbar wäre, die einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte. Im vorherigen Modellvorhaben erprobte Beteiligungsformate (z. B. Bad Belzig App, Beteiligungsplattform, Klimadatendashboard) sollen breiter und intensiver durch Einbeziehung der Akteurinnen und Akteure zur Anwendung kommen.
Brandenburg an der Havel: Öffentlicher Raum der Zukunft in Brandenburg an der Havel – südliche Bauhofstraße +
In einem digitalen und analogen Beteiligungsprozess wird am Beispiel der Bauhofstraße im Stadtumbaugebiet der gründerzeitlichen Bahnhofvorstadt die klimaangepasste Gestaltung des öffentlichen Raumes in einer Art Reallabor mit kleinteiligen Maßnahmen erprobt. Darauf aufbauend wird ein allgemeiner Kriterien- und Maßnahmenkatalog für die Klimaanpassung mit verschiedenen räumlichen, technischen und nutzungsbedingten Anforderungen entwickelt, der sich auf das gesamte Stadtgebiet übertragen lässt. Es werden Aushandlungsprozesse bei Nutzungskonflikten auf begrenzt verfügbaren Flächen und zwischen Maßnahmen etabliert. Zudem sollen gezielt neue zielgruppenspezifische Formate erprobt werden, die den Kreis der Mitwirkenden erhöhen und echte Teilhabe kultivieren. Zum Einsatz kommen digitale Instrumente für die Beteiligung, aber auch die Visualisierung und Modellierung räumlicher Planungen, Maßnahmen und Effekten des Klimawandels.
Frankfurt (Oder): Kollaborative Entwicklung eines Zentrums für nachhaltiges Wirtschaften im Quartier Slubicer Straße
Mit dem Vorhaben soll die Quartiersentwicklung Slubicer Straße unterstützt werden. Herzstück der städtebaulichen Entwicklung bildet die Errichtung eines „Zentrums für nachhaltiges Wirtschaften“, das auf der zentralen Brache / Freifläche in zeitgenössischer Architektur entstehen soll, um gemeinsam mit der Umgestaltung der öffentlichen Räume der Slubicer Straße und einer verbesserten Anbindung der Oder-Promenade die aktuell unattraktive städtebauliche Raumsituation aufzuwerten. Das Zentrum soll zu einem Ort werden, der Innovationen und Gemeinschaft für eine bessere Welt von morgen verbindet, z. B. mit Themen von Bauen und Architektur wie Energiewende, Kreislaufwirtschaft, vertikale Gartenstadt, Biodiversität, Anpassung an Klimawandel. Außerdem soll das Zentrum auch das Zusammenwirken von Frankfurt und seiner polnischen Nachbarstadt befördern. Mit neuen Beteiligungsformaten will die Stadt Frankfurt (Oder) Mitbestimmung ermöglichen und Interessierte zum „Stadtmachen“ ermutigen.
Ludwigsfelde: Brückenschlag zwischen Stadt und Zukunftspark
In Ludwigsfelde, wo sich große Gewerbe- und Industrieansiedlungen relativ getrennt von der Kernstadt angesiedelt haben, soll im Rahmen des Modellvorhabens mithilfe innovativer Beteiligungs- und Planungsprozesse eine funktionelle Verbindung zwischen diesen gewerblichen Bereichen der Stadt und der Kernstadt geschaffen und diese stärker in die Stadtentwicklung einbezogen werden. Anknüpfungspunkt hierfür bildet die Entwicklung des neuen „Zukunftsparks“, der als Innovationscampus für die gesamte Stadt fungieren soll. Unter Einbindung der Ludwigsfelder Unternehmen und Bevölkerung soll eine positive „Campus-Kultur“ entwickelt werden.
Potsdam: Stadtleben – Erlebnisraum Straße
Im Rahmen des geplanten Modellvorhabens soll mit räumlichem Fokus auf die Zweite Barocke Stadterweiterung in verschiedenen kooperativen Beteiligungsformaten diskutiert und ausprobiert werden, wie innerstädtische Straßen der Zukunft aussehen können und wie Straßenräume in der Potsdamer Innenstadt mit einer hohen Aufenthaltsqualität ohne motorisierten Durchgangs- und Parksuchverkehr für alle Bevölkerungsgruppen gerecht zu nutzen und zukunftsorientiert zu gestalten sind. Mit verschiedenen Bausteinen soll dabei insbesondere die Akzeptanz einer autoarmen Innenstadt in der Stadtgesellschaft erhöht werden. Die Ergebnisse sollen die Umsetzung des bereits beschlossenen Konzepts „Innenstadt – Straßenräume neu denken!“ unterstützen.
Senftenberg: Erprobung von Augmented und Virtual Reality in Partizipations-prozessen für die Neugestaltung einer Jugendfreizeitfläche
Die Stadt Senftenberg hat bei der Erarbeitung eines neuen Spielplatzentwicklungskonzepts ein Defizit an Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene ermittelt und möchte diesen Bedarf ins Blickfeld der Stadtentwicklung rücken. Im Rahmen des Modellvorhabens soll ein innovativer, ambitionierter und aktivierender Teilhabeprozess erprobt werden, bei dem Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) zum Einsatz kommen. Ziel ist es, Gestaltungsentwürfe für mindestens eine attraktive Jugendfreizeitfläche zu entwickeln und mit der Stadtgesellschaft abzustimmen. Aus den erprobten Erfahrungen werden außerdem Empfehlungen und Hinweise für den Einsatz von AR/VR-Techniken in künftigen Planungs- und Partizipationsprozessen formuliert, die auch auf andere Projekte übertragbar sein sollen.
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