MarktQuartier Recklinghausen

Nach Schließung des direkt am Marktplatz Recklinghausen gelegenen Karstadt-Warenhauses aus dem Jahr 1930 wurden die Auswirkungen des Leerstands auf die direkte Umgebung ab 2016 schnell spürbar. Die AIP stellte sich der Herausforderung und gestaltete das ehemals monofunktional genutzte Kaufhaus im Zuge einer umfassenden Revitalisierung in das multifunktionale MarktQuartier Recklinghausen um.

Nach dem Prinzip „Stadt der kurzen Wege“ entstand eine Mischung aus Nahversorgung, Gastronomie, Apotheke, Zahnarztpraxis und einer Bank im Erdgeschoss. In den Obergeschossen bieten Servicewohnen, kombiniert mit Kurzzeit- und Tagespflege, älteren Menschen die Möglichkeit, selbstständig und langfristig in der Innenstadt zu leben. Die Wohnnutzung wird durch ein Hotel, Büroflächen und eine Kindertagesstätte mit Dachgarten ergänzt.

Trotz der schwierigen Bausubstanz kam ein Abriss nicht infrage, sondern nur eine aufwändige Sanierung des Gebäude-Ensembles zugunsten der Umweltbilanz und Klimaneutralität. Auch wenn die großflächige Typologie des Warenhauses dabei zunächst die Bandbreite der Möglichkeiten einzuschränken vermochte, konnten durch behutsame Eingriffe in die Bausubstanz auch tageslichtabhängige Nutzungen ihren Platz inmitten des Gebäudes finden. So wurde der ursprüngliche und später durch Karstadt geschlossene Innenhof wieder geöffnet und bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern des Servicewohnen im MarktQuartier heute einen ansprechend gestalteten, begrünten Innenhof mit Wasserflächen und hoher Aufenthaltsqualität, der gleichzeitig zu einem angenehmen lokalen Mikroklima beiträgt.

Um das identitätsstiftende Erscheinungsbild des Gebäudes, welches das Stadtbild des Recklinghäuser Marktplatzes fast ein Jahrhundert lang prägte, zu bewahren, wurde die historische Natursteinfassade weitestgehend erhalten und durch Loggien und farbige Markisen nutzungsbezogen ergänzt. Zudem erhielt die Fassade am Markt einen „vertikalen Garten“.

Um den ebenso bedeutenden Aspekten der Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden, wurde ein Teil des Gebäudes für eine Hotelnutzung rückgebaut und durch einen Neubau ersetzt. Durch diesen Eingriff in den Bestand konnten bei Erhalt der Gebäudehöhe zwei zusätzliche Geschosse generiert und damit die wirtschaftliche Umsetzbarkeit der Revitalisierung gewährleistet werden. Zudem wurde das benachbarte ehemalige Bettenhaus durch zwei zusätzliche Geschosse nachverdichtet.

Der anspruchsvoll ausgeformte Baukörper präsentiert sich heute in seiner Optik zu allen vier Seiten neu und fügt sich durch die vielfältigen Nutzungen sowie einer umsichtigen und feinfühligen Architektur angemessen in das städtebauliche Umfeld ein. Das MarktQuartier Recklinghausen zeigt, wie ehemalige Warenhäuser erfolgreich revitalisiert, neuen Nutzungen zugeführt und somit zur Reaktivierung der Innenstadt beitragen können.