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Kombilösung Karlsruhe

Unterirdisch durch die Fächerstadt
Nach rund zwölfjähriger Bauzeit ging am 12. Dezember 2021 das Karlsruher Jahrhundertprojekt „Die Kombilösung“ in Betrieb. Elf Stadt- und Straßenbahnlinien der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) und der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) fahren seitdem nicht mehr oberirdisch durch die Innenstadt der badischen Metropole, sondern durch zwei Tunnelröhren mit sieben neuen barrierefreien Haltestellen. Ebenfalls zur Kombilösung gehört der Umbau der Kriegsstraße, durch den der Karlsruher Verkehr aufgrund des Neubaus einer Bahntrasse und einen Autotunnel zusätzlich entlastet wird.

Im Schnitt jede Minute eine Bahn pro Richtung zu den Hauptverkehrszeiten und das bei in der Vergangenheit stark angestiegenen Fahrgastzahlen. Durch den Stadtbahntunnel und die Bahntrasse in der Kriegsstraße ist das Netz der VBK deutlich leistungsfähiger geworden.

Mit der Kombilösung Karlsruhe an deren Bau rund 80 Firmen beteiligt waren, werden wichtige verkehrliche und städtebauliche Ziele erreicht: So wird die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs durch vom Fußgängerverkehr unabhängige Trassen deutlich gesteigert, die zusätzliche Kriegsstraßen-Trasse schafft höhere Kapazitäten. Verkehrsknoten werden vom Konflikt zwischen Bahnen und Individualverkehr entlastet oder gar befreit. Die Fußgängerzone bleibt den Fußgängern vorbehalten.

Stadtbahn-Tunnel
Das Erste Bauprojekt besteht aus einem 2,4 km langen Straßenbahn-Tunnel unter der Kaiserstraße. Ein 1 km langer Südabzweig in der Ettlinger Straße komplettiert das Projekt.

Beim Bau des Gerlinde-Tunnels wurden folgende Herausforderungen gemeistert: Sowohl die Haltestellen wie auch die Tunnelabschnitte sollten nicht allzu tief unter der Oberfläche liegen. Gleichzeitig aber durfte der Abwasserlängskanal entlang der Kaiserstraße sowie der Stadtbahn- und Straßenbetrieb nicht beeinflusst werden.

Unter diesen Voraussetzungen gab es eine in der Tunnelbauwelt weithin beachtete Premiere. Der Lockergesteinvortrieb in Sand und Kies wurde mittels einer Tunnelvortriebsmaschine (Herrenknecht) mit einer kleiner als der Schilddurchmesser ausfallenden Überdeckung ausgeführt. Was der Fahrgast im Tunnel mit einem Innendurchmesser von 8,50 m auch nicht bemerken wird: Der Grundwasserspiegel in der Innenstadt liegt etwa 3,50 m bis 5 m unter der Oberfläche – das 2.049 m lange Tunnelbauwerk steht also vollständig im Grundwasser.

Der Tunnelbau mit der 80 m langen und 1.300 Tonnen schweren Tunnelvortriebsmaschine „Giulia“ begann im November 2014. Sie kam im Durchschnitt täglich 14 m voran, der Tagesrekord liegt bei 32 m. Der Durchschlag des Tunnels wird etwa neun Monate später gefeiert. 1.024 Tunnelringe mit 6.144 Fertigeinzelteilen – die sogenannten Tübbinge – hat sie gebaut, 135.000 Kubikmeter Erdreich ans Tageslicht befördert.

Autotunnel & Straßenbahntrasse
Das zweite Bauprojekt diente dem Umbau der Kriegsstraße mit einem 1,6 km langen Autotunnel sowie einer neuen Straßenbahntrasse über diesem Tunnel. Auch in der Kriegsstraße galt: Der vorhandene (Auto-) Verkehr muss während der Bauzeit weiterrollen.

So wenig Platz wie möglich für Autos, so viel Platz wie möglich für Fußgänger, Radfahrer und natürlich den ÖPNV. Dementsprechend verfügt die neue Kriegsstraße jetzt über andere Attribute:

  • Drei oberirdische Haltestellen sorgen für die Erreichbarkeit der südlichen Innenstadt-Quartiere.
  • Autos sind im Wesentlichen auf nur noch eine oberirdische Fahrspur reduziert: Es gibt ja schließlich auch noch den Autotunnel.
  • In beide Richtungen verlaufende Radspuren, denen schließlich zu den Häusern hin Gehwege folgen, die deutlich breiter sind als bisher.
  • Die Kriegsstraße wurde mit vier Baumreihen ausgestattet.
  • Ebenerdige Querungen für Fußgänger und Radfahrer ersetzen nicht-barrierefreie Brücken und Wege.

Die gesamte Chronik des Bauprojekts finden Sie hier.

Projektgalerie