Berlin. Am 19. Oktober 2023 wurde mit einer symbolischen Grundsteinlegung der Beginn der Rohbauarbeiten für den Anbau mit Besucherzentrum des Bundesratsgebäudes in Berlin-Mitte gewürdigt. In dem vom Architekturbüro Max Dudler entworfenen Neubau werden Flächen für besondere Funktionsräume und Büros geschaffen. Damit kann der Bundesrat Verwaltungsflächen im Detlev-Rohwedder-Haus an das Bundesfinanzministerium zurückgeben, die dieses inzwischen für die eigene Nutzung braucht. Zudem entstehen Räumlichkeiten für die Optimierung der Besucherbetreuung des Bundesrates. Bauherrin ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Eigentümerin des Grundstücks. Das Projektmanagement für das Bauvorhaben liegt beim
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
An der Grundsteinlegung für den Anbau des Bundesratsgebäudes nahmen rund 200 Gäste teil, darunter der Präsident des Senats der Tschechischen Republik, Miloš Vystrčil, Mitglieder des Bundesrates, die BImA, das BBR, der Architekt und weitere am Bau Beteiligte. Bundesratspräsident Dr. Peter Tschentscher begrüßte die Gäste und hob die Bedeutung des Anbaus für den Bundesrat und die Transparenz seiner Arbeit hervor: „Unter dem Dach des Bundesrates wirken die Länder an der Gesetzgebung des Bundes mit und bringen dabei ihre Interessen und Erfahrungen ein. Im neuen Besucherzentrum können Bürgerinnen und Bürger die Arbeitsweise des Bundesrates kennenlernen und sich über den Aufbau unseres föderalen Systems informieren. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Transparenz politischer Entscheidungen und das Vertrauen in die Demokratie. Zugleich schafft der Anbau notwendige Kapazitäten für eine effiziente Verwaltung. Ich danke allen Beteiligten für ihre Arbeit und wünsche alles Gute für die Bauphase und die künftige Arbeit des Besucherzentrums.“
Der Neubau entsteht auf einem BImA-eigenen Grundstück in der Leipziger Straße. Die hier bislang vorhandene schmale und tiefe Baulücke schließt westlich an das Bundesratsgebäude, das denkmalgeschützte ehemalige Preußische Herrenhaus, an. Östlich wird es durch die Bebauung am Leipziger Platz aus den 2000er-Jahren begrenzt.
Die Baugrube für den Anbau wurde planmäßig Ende Mai 2023 fertiggestellt. Bereits Anfang Mai 2023 konnten erste Teilabschnitte der Baustelle für die Rohbauarbeiten freigegeben werden. Voraussichtlich Ende 2024 werden diese abgeschlossen sein. Nach aktuellem Stand wird der Anbau mit Besucherzentrum im Jahr 2028 fertiggestellt, in Betrieb genommen und an den Bundesrat übergeben. Im Anschluss daran können die neuen Büros und der moderne Besucherbereich in die Nutzung gehen.
In den Anbau des Bundesratsgebäudes werden zentrale, den Parlamentsbetrieb des Bundesrates unterstützende Verwaltungseinheiten verlagert, wie zum Beispiel das IT-Zentrum, das Informationszentrum mit Dokumentation, Bibliothek und Parlamentsarchiv sowie Büroflächen. Neu entstehende Räume für die Betreuung der Besucher werden dem öffentlichen Interesse an der Arbeit des Bundesrates und der damit verbundenen steigenden Besucherzahl gerecht. Der Anbau dient künftig als Ausgangspunkt des Besucherrundgangs und verfügt über die erforderlichen Service- und Sicherheitseinrichtungen. Ferner bieten zwei Rollenspielsäle die Möglichkeit, insbesondere Jugendlichen die Arbeitsweise des Bundesrates im Zusammenwirken mit den anderen Verfassungsorganen, zum Beispiel mit dem Deutschen Bundestag, zu vermitteln. Der attraktive Eingangsbereich im Erdgeschoss wird öffentlich zugänglich sein. Durch die Überdachung des westlichen Innenhofes des Altbaus entsteht ein großer Raum, der atmosphärisch die Anbindung zwischen denkmalgeschütztem Hauptgebäude und modernem Anbau erleben lässt. In diesem flexibel nutzbaren Bereich sind unter anderem Ausstellungen oder Veranstaltungen möglich.
ANBAU MIT BESUCHERZENTRUM FÜR DEN BUNDESRAT
Hintergrund: Das Hauptgebäude des Bundesrates
Seit dem 1. August 2000 hat der Bundesrat seinen Sitz in der Leipziger Straße 3 – 4 in Berlin-Mitte. Das repräsentative Bundesratsgebäude entstand von 1898 bis 1904 nach Plänen des Architekten Friedrich Schulze-Kolbitz im Stil des Neoklassizismus. Es ist als Einzeldenkmal geschützt und diente ursprünglich als Sitz für das „Preußische Herrenhaus“ – so wie es noch heute mitunter bezeichnet wird. Diese erste Kammer des Preußischen Landtages tagte bis zu ihrer Auflösung 1918 hier. Bis zur Wiedervereinigung nutzten verschiedene Institutionen der DDR die im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte dreiflügelige Anlage. Zwischen 1997 und 2000 wurde das Gebäude unter der Leitung des Architekturbüros Schweger & Partner für den Bundesrat zu einem modernen Parlamentssitz umgebaut.
Notwendige Ersatzflächen und Räumlichkeiten für die Besucher
Seit 2000 befinden sich Funktions- und Büroflächen der Verwaltung des Bundesrates in einem Teil des benachbarten Bundesministeriums der Finanzen, dem A-Flügel des Detlev-Rohwedder-Hauses, der an das ehemalige Preußische Herrenhaus angrenzt. Da das Ministerium diese Räume zukünftig selbst benötigt, wurde das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) mit der Planung eines Ersatzbaus auf dem westlich angrenzenden Brachgrundstück Leipziger Straße 2 beauftragt. Dem war eine Machbarkeitsstudie mit positivem Ergebnis vorausgegangen.
Da die Besucherzahlen des Bundesrates seit 2000 stark angestiegen sind (auf bis zu 70.000 Besucher pro Jahr) wurden zur Entlastung des Hauptgebäudes, in dem der Sitzungsbetrieb stattfindet, neben den benötigten Verwaltungsflächen moderne Räume für die Betreuung von Besuchern in die Planung des Anbaus einbezogen. Vorgesehen ist auch eine Optimierung der Sicherheitseinrichtungen. Zur Entlastung des Haupthauses ist außerdem ein Konferenzraum vorgesehen.
Wettbewerb und Ergebnisse
Aus einem internationalen zweiphasigen Planungswettbewerb, den das BBR für die Erweiterung des Bundesrates durchführte, ging das Architekturbüro Max Dudler als Sieger hervor. Das Preisgericht hob in seiner Entscheidung hervor, dass der Entwurf sensibel mit der bestehenden Bebauung umgeht und die für Besucher angemessene Offenheit zum Stadtraum mit sich bringt.
Erforderliche Sicherungsmaßnahmen am bestehenden Bundesratsgebäude
Um das denkmalgeschützte Haupthaus des Bundesrates vor Schäden durch die direkt angrenzende Baustelle für den Anbau zu schützen, wurden vor Baubeginn verschiedene vorsorgliche Maßnahmen getroffen. Unter anderem wurde ein sogenanntes Messmonitoring eingerichtet. Durch die genaue Überwachung zeigten sich am Altbau im August 2020 Setzungen, die zu diesem frühen Zeitpunkt deutlich über das tolerierbare Maß hinausgingen. Zum Schutz des Gebäudes wurde der Tiefbau umgehend umorganisiert und mit der weiteren Sicherung des Bestandsgebäudes begonnen.
An die Baustelle angrenzende Räume im Westflügel des ehemaligen Preußischen Herrenhauses wurden geräumt. Betreffende Bereiche wurden teilweise auf den Rohbauzustand zurückgeführt, um Arbeiten zur statischen Sicherung des Gebäudes durchführen zu können. Hierzu zählten unter anderem das Einbringen von Zugankern und Stahlprofilen sowie das sogenannte kraftbündige Verschließen aufgetretener Risse. Diese Maßnahmen stellten ein eigenes, aufwändiges Teilprojekt dar. Die Planungen der weiteren Arbeiten am Anbau wurden zudem so überarbeitet, dass das Risiko von Setzungen im Bauverlauf weiter reduziert wurde. Beispielsweise wurden die Bohrpfähle für die Gründung des Anbaus verlängert und es kamen bei den Gründungsarbeiten besondere Technik und angepasste Arbeitsabläufe zum Einsatz, mit der die Auswirkungen auf den Bestandsbau kontrolliert und auf ein notwendiges Minimum reduziert werden konnten.
Seit September 2022 sind die Sicherungsmaßnahmen des Bestandes abgeschlossen. Die restlichen Tiefbauarbeiten auf dem Baufeld konnten erfolgreich weitergeführt werden.
PROJEKTDATEN
Bauherrin: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Nutzer: Bundesrat
Projektmanagement: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Referat BB V 2
Architektur: Max Dudler GmbH
Projektsteuerung: KVL Bauconsult GmbH
Beginn Baufeldfreimachung: 2019
Baubeginn: 2020
Beginn Rohbauarbeiten: Mai 2023
Fertigstellung, Inbetriebnahme und Übergabe: geplant 2028
Gesamtkosten*: rund 132 Millionen Euro
Brutto-Grundfläche: rund 19.000 Quadratmeter
Nutzungsfläche: rund 9.000 Quadratmeter
* Stand der 2019 vom Bundesministerium der Finanzen haushaltsrechtlich anerkannten Kosten einschließlich der Honorare. Aufschläge für Risiken und zwischenzeitliche Preisindexsteigerungen sind nicht enthalten.
Mehr Informationen zum Bauprojekt erhalten Sie auf der Webseite des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung.
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